Umsetzung der deutschen Industriestandards für soziale Verantwortung (BSCI)

Umsetzung der deutschen Industriestandards für soziale Verantwortung (BSCI)

1. Schritte zur Umsetzung von Branchennormen zur sozialen Verantwortung

Der Bundesverband des Deutschen Außenhandels-Einzelhandels engagiert sich seit 1999 für das Thema Sozialstandards bei Waren. Zuvor beschränkte sich das Thema auf Gesten einzelner Unternehmen unter öffentlichem Druck. Um den Druck zu verringern und weiterzugeben, gründeten diese Unternehmen die Foreign Trade Retailers Association, um ihre Positionen zu koordinieren, Standards zu vereinheitlichen und detaillierte Umsetzungspläne zu entwickeln.

Die deutschen Industrienormen für soziale Verantwortung beziehen sich hauptsächlich auf das Standardsystem SA8000 der International Social Accountability Organization mit Sitz in New York. Anfang 2003 startete der deutsche Außenhandelsverband gemeinsam mit einigen niederländischen Einzelhandelsunternehmen offiziell das Sozialstandards-Projekt und begann, es schrittweise umzusetzen: In der Anfangsphase wurde es vor allem bei Lieferanten, Einzelhändlern, Inspektionsagenturen und Verbrauchern beworben und bekannt gemacht; später begann man, bei einigen Lieferanten probeweise Inspektionen durchzuführen und bei festgestellten Problemen Korrekturmaßnahmen vorzuschlagen; Lieferanten mit besseren Bedingungen oder die nach Korrekturmaßnahmen die Standards und Anforderungen im Wesentlichen erfüllten, wurden ermutigt, nach der Überprüfung eine SA8000- oder andere Zertifizierungen zu beantragen. Gemeinsam mit lokalen Gewerkschaften, Verbänden, Nichtregierungsorganisationen und Regierungsbehörden wurde ein institutionalisiertes Überwachungssystem aufgebaut, mit dem letztendlich das Ziel der Selbstdisziplin der Lieferanten und der bewussten Einhaltung der Branchennormen für soziale Verantwortung erreicht wurde.

Die vom deutschen Außenhandels-Einzelhandelsverband vorgeschlagenen Branchenstandards zur sozialen Verantwortung greifen nicht in die gesetzlichen Bestimmungen der Lieferländer oder -regionen ein, sondern verpflichten sich zu einer verstärkten Zusammenarbeit mit den dortigen Regierungen und Institutionen. Bei Unternehmen, die gegen Vorschriften verstoßen, besteht der Hauptansatz darin, sie zur Korrektur zu drängen. Erst wenn wiederholte Warnungen wirkungslos bleiben, ziehen wir Strafmaßnahmen in Betracht, darunter auch die Beendigung der Zusammenarbeit.

2. Art der Branchennormen zur sozialen Verantwortung Die deutschen Branchennormen zur sozialen Verantwortung sind Verhaltenskodizes, die vom deutschen Privatsektor initiiert und gefördert, vom deutschen Außenhandelsverband und seinen Mitgliedsunternehmen organisiert und umgesetzt und von den zuständigen Ministerien der deutschen Bundesregierung unterstützt und finanziert werden. Sie sollen die soziale Verantwortung ausländischer Lieferanten überwachen und einschränken (relevante Hintergründe und Einzelheiten finden Sie in den vorherigen Berichtsmaterialien unserer Abteilung).

Die Einführung von Industrienormen für soziale Verantwortung erfolgt vor dem Hintergrund, dass westliche Länder versuchen, Handelsfragen zu nutzen, um ihre eigenen ideologischen Standards zu fördern. Es ist auch nicht auszuschließen, dass der Westen in einem zunehmend wettbewerbsorientierten Marktumfeld versucht, mit Hilfe sozialer Standards den Auswirkungen billiger Produkte aus Ländern der Dritten Welt entgegenzuwirken und den Markt zu schützen. Bei der Umsetzung von Normen der sozialen Verantwortung übernehmen derzeit vor allem Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen die Führung. Die Regierung verhält sich vorübergehend im Hintergrund, achtet jedoch genau darauf und sorgt für die notwendige Koordinierung. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Regierung und der Gesetzgeber in naher Zukunft in die Gesellschaftsverantwortung von Unternehmen eingreifen werden, indem sie sich direkt an der Organisation beteiligen oder drastische Maßnahmen, etwa gesetzliche Vorschriften, ergreifen. Es ist jedoch vorhersehbar, dass die westlichen Länder weiterhin ihre nationalen Managementsysteme und internationale multilaterale und bilaterale Gelegenheiten, einschließlich der WTO-Verhandlungen, nutzen werden, um ihre nichthandelsbezogenen Faktoren wie „Sozial- und Umweltstandards“ zu verkaufen. Dies sollte unsere ausreichende Aufmerksamkeit erregen und wir sollten entsprechende Vorbereitungen treffen.

III. Die Umsetzung deutscher Corporate Social Responsibility-Branchenstandards

Der Bundesverband des Deutschen Außenhandels-Einzelhandels e.V. hat zwar nicht viele Mitglieder, ihm sind jedoch nahezu alle großen Handelsfilialisten und Unternehmensgruppen des deutschen Einzelhandels zugeordnet. Die Kastadt-Kwaner-Gruppe gehört zu den ersten Unternehmen, die „Sozialstandards“ eingeführt haben und ist im Jahr 2003 dem Branchennormensystem für soziale Verantwortung des Bundesverbandes des Deutschen Außenhandels beigetreten. Kobe, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Sozialpolitik des Unternehmens, sagte: „Wir wollen nicht als Weltpolizei auftreten. Die Umsetzung sozialer Standards dient vor allem dazu, auf gesellschaftliche und öffentliche Forderungen zu reagieren und entsprechende soziale Verantwortung zu übernehmen. Letztlich trägt die Verbesserung der Produktionsbedingungen von Unternehmen auch dazu bei, die Arbeitsproduktivität und die Produktqualität von Unternehmen zu verbessern.“ Puma Deutschland hat vor einigen Jahren eine Umwelt- und Sozialabteilung mit sieben Mitarbeitern eingerichtet, die hauptsächlich für die Überprüfung der Umsetzung der Standards für soziale Unternehmensverantwortung verantwortlich sind. Das Unternehmen verlangt von seinen Zulieferern außerdem, dass sie Vollzeit-Inspektoren für Umwelt- und Sozialstandards benennen, die bei der Arbeit mitwirken. Im Jahr 2003 beendete Puma die Zusammenarbeit mit 33 Partnern aufgrund von Verstößen gegen Umwelt- und Sozialstandards. Paul Hartmann ist ein großes Unternehmen, das Industrietextilien herstellt. Seit 1998 diskutiert und hat der Vorstand beschlossen, dass das Unternehmen soziale Standards und Anforderungen in die Bedingungen seiner Geschäftsverträge aufnehmen und festlegen soll, dass der Vertrag gekündigt werden kann, wenn die Anforderungen nach zwei Mahnungen und Nachbesserung innerhalb der Frist nicht erfüllt werden. Die deutsche ZAPF CREATION AG stellt hauptsächlich Puppen her. Sie begann in den 1980er Jahren in China zu investieren und derzeit werden 95 % ihrer Produkte in China hergestellt. Seit 1995 hat das Unternehmen die Initiative zur Einführung sozialer Standards, genannt „Code of Business Practices“, ergriffen und ist eines der ersten Unternehmen in Deutschland, das soziale Standards eingeführt hat. Im Jahr 2003 formulierte der Internationale Spielzeugrat den International Toy Social Standard, der vorschreibt, dass Lieferanten die Überprüfung durch unabhängige Organisationen und Inspektoren akzeptieren müssen. ZAPF ist eines der ersten Unternehmen, das das System des International Toy Social Standard akzeptiert und sich angeschlossen hat.

4. Mehrere Sozial- und Umweltlabels auf dem deutschen Markt

1. TransFair

Vergeben wird das Label vom Kölner Fairen Handel e.V. Der Verein wird von über 40 gesellschaftlichen Organisationen und Gruppen anerkannt und unterstützt. Die Fair-Kennzeichnung wird vor allem für in Entwicklungsländern hergestellte Grundnahrungsmittel wie Kaffee, Tee, Kakao, Honig, Zucker, Saft, Bananen und Desserts verwendet. Derzeit gibt es in Deutschland 87 Unternehmen, die Produkte mit „Fair-Label“ anbieten, darunter Kashida.Kwanle, Starbucks usw. Solche Produkte werden in mehr als 22.000 Supermärkten in Deutschland verkauft (Website: www.transfair.org ).

2. Teppichlabel (RUGMARK)

Wird hauptsächlich in handgefertigten Teppichen verwendet, die in Ländern wie Indien, Nepal und Pakistan hergestellt werden. Teppiche mit diesem Label bescheinigen, dass sie ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt wurden. Im Jahr 2002 importierte Deutschland Teppiche mit dem RUGMARK-Label im Wert von 20 Millionen Euro. Bis heute wurden insgesamt 2,5 Millionen importierte Teppiche mit dem RUGMARK-Label ausgezeichnet (Website des Teppichlabels: www.rugmark.de ).

3. BLUMENETIKETT

Bei diesem Label handelt es sich um ein Sozial- und Umweltlabel, das vom Bundesverband Blumengroßhandel und -importeure Deutschlands gemeinsam mit einigen Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen ins Leben gerufen wurde und sich vor allem an Kenia, Kolumbien und andere Blumen produzierende Länder richtet. Hersteller, die das Label beantragen, müssen bestimmte Anforderungen der Organisation in Bezug auf Menschenrechte, Umwelt, Arbeit, Gesundheit, Sicherheitsschutz und Existenzsicherung der Arbeitnehmer erfüllen. In Deutschland werden gekennzeichnete Blumenprodukte derzeit in über 700 Blumengeschäften verkauft (Website der Blumenkennzeichnung: www.flower-label-program.org ).

4. Fairtrade Labelling Organization (FLO)

Die Fairtrade Labelling Organization (FLO) mit Sitz in Bonn ist die weltweit größte Zertifizierungsorganisation für Sozialstandards. Die Agentur ist damit beauftragt, regelmäßig mehr als 40 Entwicklungsländer auf der ganzen Welt zu besuchen und die Produktions- und Arbeitsbedingungen der Lieferanten gemäß den Kernstandards der Internationalen Arbeitsorganisation zu überprüfen. Die Organisation unterhält gegenwärtig Kooperationsbeziehungen mit 17 Organisationen und Institutionen für soziale Standards auf der ganzen Welt (FLO-Website: www.fairtrade.net ).

5. SA8000-Zertifizierung

Die SA8000-Zertifizierung ist ein Zertifizierungssystem für soziale Standards, das von zahlreichen Nichtregierungsorganisationen sowie wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt unterstützt wird und an dem sich auch viele beteiligen, und das von der International Social Accountability Organization (SAI) umgesetzt wird. Zu den Zertifizierungsinhalten zählen: Das Unternehmen betreibt keine Kinderarbeit, keine Zwangsarbeit, keine psychischen und physischen Strafen, keine Diskriminierung und hält Arbeitszeitbeschränkungen ein. Die Mitarbeiter haben das Recht auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen, sichere und gesunde Arbeitsbedingungen und ein Mindestmaß an Lebenssicherheit usw.

Der SA8000-Zertifizierungsprozess ist komplex und umfasst im Allgemeinen die folgenden Schritte:

A. Beantragen Sie die Einrichtung eines Sozialmanagementsystems durch das Unternehmen;
B. Unternehmen reichen relevante Dokumente und Berichte ein;
C. Ernennung von Sozialstandards-Managern in der Unternehmensleitung und unter den Mitarbeitern;
D. Die verantwortliche Person des Unternehmens muss eine vollständige Prozessverfolgung der Produktwertschöpfungskette implementieren und die Pflicht zur Überwachung von Subunternehmern und Lieferanten übernehmen.
E. Entsenden Sie autorisierte Agenturen, um Inspektionen vor Ort durchzuführen.
F. Führen Sie Untersuchungen durch und sammeln Sie Beweise über Informationskanäle wie Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen.
G. Qualifizierten Unternehmen wird eine SA8000-Zertifizierung ausgestellt.

fünf. Relevante Trends der internationalen Gemeinschaft zum Thema Sozialstandards für Rohstoffe

1. Ende der 1990er Jahre rief UN-Generalsekretär Kofi Annan einen sogenannten „Global Compact“ ins Leben, der auf den UN-Menschenrechtskonventionen, den ILO-Standards und der Rio-Erklärung basierte und sich der Verbesserung der Menschenrechte, der Arbeitsbedingungen und der globalen Umwelt widmete. Bisher haben sich weltweit mehr als 1.000 Unternehmen aktiv an dem Programm beteiligt, darunter mehr als 20 Unternehmen wie Allianz, BASF, Lufthansa, Volkswagen und DaimlerChrysler.

2. Im Jahr 2000 veröffentlichte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) den „Verhaltenskodex für multinationale Unternehmen“, der multinationale Unternehmen in ihren Mitgliedsländern auffordert, bei ihren Geschäftsaktivitäten im Ausland soziale und rechtliche Verantwortung zu übernehmen und international anerkannte ökologische und soziale Standards einzuhalten. Jeder Mitgliedstaat richtet eine Verbindungsstelle ein, die jährlich Berichte über die Umsetzung der „Leitlinien“ vorlegt und für die Bearbeitung von Beschwerden aus allen Sektoren zuständig ist. Die deutsche Verbindungsstelle ist beim Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit angesiedelt und hat eine „Arbeitsgruppe zu den OECD-Leitlinien“ eingerichtet, an der Ministerien, Arbeitnehmervertreter und Nichtregierungsorganisationen beteiligt sind.

3. Im Jahr 2000 veröffentlichte die Internationale Arbeitsorganisation eine überarbeitete „Erklärung der drei Prinzipien über multinationale Unternehmen und Sozialpolitik“, die einen Verhaltenskodex für Unternehmen, Regierungen und alle Bereiche der Gesellschaft in Bezug auf Arbeit und Beschäftigung festlegte. Zuvor war die 1998 von der Internationalen Arbeitsorganisation herausgegebene „Erklärung über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit“ zur grundlegenden Norm für die Länder geworden, wenn es um die Umsetzung von Arbeitsschutz- und Sozialstandards ging.

4. Im Jahr 2003 erstellte die Kommission zur Förderung und zum Schutz der Menschenrechte, ein Unterorgan der Vereinten Nationen, einen „Entwurf von Standards für die Menschenrechtsverantwortung transnationaler Unternehmen und anderer Unternehmen“ und legte ihn der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen zur Diskussion vor.

5. Im Jahr 2001 legte die Europäische Kommission dem Europäischen Parlament das Grünbuch „Europäischer Rahmen für die soziale Verantwortung der Unternehmen“ vor und richtete 2002 ein „Mehrparteien-Sozialforum“ ein, an dem Vertreter aller Gesellschaftsschichten teilnahmen, um einen Mechanismus für Dialog und Informationsaustausch zum Thema soziale Verantwortung der Unternehmen in Europa zu etablieren. Derzeit berät das Europäische Parlament über die Machbarkeit der Regulierung sozialer Standards für die Geschäftsaktivitäten europäischer multinationaler Konzerne in Entwicklungsländern und der Einführung eines Berichtssystems für Unternehmen über ihr Umwelt- und Sozialverhalten.

Vor nicht allzu langer Zeit startete die European Foreign Trade Association eine Initiative mit dem Namen „BSCI Business Social Compliance Initiative“, deren Ziel die Einrichtung eines gemeinsamen Überwachungssystems für die Umsetzung sozialer Standards bei Rohstoffen in ganz Europa ist. Der Verband hat andere europäische Wirtschaftsorganisationen sowie Industrie- und Handelsunternehmen eingeladen, sich dem System anzuschließen, und heißt auch Industrie- und Handelsunternehmen außerhalb Europas zur Teilnahme willkommen. Laut dem deutschen Außenhandelsverband wollen die europäischen Außenhandels- und Einzelhandelsunternehmen nicht, dass die EU gesetzliche Maßnahmen ergreift, um Rechtsdokumente zu sozialen Standards zu formulieren. Stattdessen wollen sie einerseits der sozialen Verantwortung gerecht werden, die die Unternehmen tragen sollten, und zwar durch branchenweite Selbstdisziplin. Andererseits wollen sie vermeiden, dass Fragen der sozialen Verantwortung neue Barrieren und Hindernisse für den internationalen Handel schaffen.

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